”EXPERTENINTERVIEW
GESUND
ZUM THEMA
ACHTSAMKEIT
aktiv Winter 2020 | 33
PSYCHISCHE STÖRUNGEN
… lagen laut dem DAK-Report 2019 bundesweit auf dem
dritten Platz der Krankheitsarten. Am häufigsten wird
die Diagnose Depression gestellt. Es folgen Anpassungs-
störungen, neurotische Störungen und Angststörungen.
Das Problem verschärft sich mit den fehlenden sozialen
Kontakten durch Corona.
MUSIK
… ob man sie hört oder erzeugt –
sorgt im Gehirn für eine
Ausschüttung von Endorphinen,
unseren körpereigenen
Glückshormonen, und zu einer
Verringerung des Stresshormons
Cortisol. Die Psyche atmet auf.
WEITERE FAKTEN
• Das Wort Psyche ist altgriechisch und
bedeutet ursprünglich „Atem, Hauch“,
später wird es mit „Seele“ übersetzt.
• Arbeit ist sehr wichtig für die
psychische Gesundheit.
• Soziale Kontakte sind ein Muss für
das psychische Wohlbefinden.
• Meditation und Yoga sind heute
vielgenutzte Methoden, um Stress
abzubauen und der Psyche
Ruhe zu schenken.
ROLAND BRÜCKL
Therapeut für Konzentrative
Bewegungstherapie (KBT) in der
SINOVA Klinik Schussental und
Ravensburg, ZfP Südwürttemberg
www.kbt-ravensburg.de
GESUNDE ERNÄHRUNG
… und viel trinken führt zu einer besseren
Leistung des Gehirns und fördert damit das
psychische Wohlbefinden. Das Gehirn besteht
zu rund 80 % aus Wasser, daher sind 2 bis 3 Liter
Wasser oder ungesüßte Tees pro Tag angesagt.
Gut sind zudem z.B. Nüsse und Walnüsse,
Weizenkleie, Mandeln, Orangen, Bananen,
Linsen, Hafer, Vollkornprodukte und Naturreis
oder Gemüse wie Brokkoli und Spinat.
Warum ist „Achtsamkeit“ gerade heute
von Bedeutung?
Gibt man den Begriff „Achtsamkeit“ bei einer Internet-
Suchmaschine ein, erzielt man fast 9 Millionen Treffer,
im App Store finden sich mehr als 150 Apps, um
„Achtsamkeit“ zu üben. Woher kommt dieses immense
Interesse an „Achtsamkeit“? Die Achtsamkeitswelle
ist eine Antwort auf die Zeitkrankheit
„Stress“. Im aktuellen Stressreport der Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin geben
48 % der abhängig Beschäftigten an, häufig starken
Termin- oder Leistungsdruck zu haben.
Was ist „Achtsamkeit“ eigentlich?
Der Ursprung der Achtsamkeit liegt in der buddhistischen
Philosophie, wache Aufmerksamkeit ist dort
ein hohes Gut. 1979 gründete der Molekularbiologe
Jon Kabat-Zinn eine Stressklinik in Boston (USA) und
entwarf ein Konzept zur Behandlung von stressassoziierten
Erkrankungen, bei dem Meditation,
Yoga und Achtsamkeit eine zentrale Rolle spielen.
Dieses Konzept ist heute unter dem Namen „MBSR“
bekannt: Mindfullness based stress reduction.
Achtsamkeit wirkt auf das vegetative Nervensystem
und kann daher körperliche Stressreaktionen mindern
(Puls, Blutdruck, Atmung, Körperspannung …).
Welche Bedeutung hat „Achtsamkeit“
in der Psychotherapie?
In den letzten 10 Jahren hält Achtsamkeit Einzug in
die Psychotherapie, vor allem in die Verhaltenstherapie.
Durch das Lenken der Aufmerksamkeit ist es
möglich, negative Gedanken und Gefühle sowie negatives
Körpererleben in den Hintergrund treten zu
lassen (z.B. „ich bin nicht meine Gedanken“). Achtsamkeit
kann daher wirksam sein bei Depressionen,
Ängsten und Schmerzen. Es gibt viele Studien, die die
Wirksamkeit positiv beurteilen.
In körperorientierten Methoden
wie etwa der Konzentrativen Bewegungstherapie
(KBT) ist achtsames
Üben eine wichtige Säule
des Therapieerfolgs.
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